Schritt-für-Schritt durch den Anbauprozess

Ein Leitfaden durch die 5 Phasen des Cannabisanbaus

Cannabisanbau kann viele Unsicherheiten mit sich bringen. Trotzdem lässt sich der gesamte Prozess, unabhängig von der gewählten Samenart, in fünf Hauptphasen gliedern.

Erste Schritte

Bevor du deine Samen in die Erde setzt, ist es entscheidend, dir klar zu werden, welcher Typ Grower du sein möchtest. Planst du einen Indoor-Anbau in einem Grow Room, oder möchtest du im Freien anbauen? Hast du die notwendige Ausrüstung für den gewählten Anbauraum parat? Zudem ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Samen, die du auswählst, auch in deiner Umgebung gut gedeihen. In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, den Unterschied zwischen photoperiodischen und autoflowering Cannabispflanzen zu kennen, da beide verschiedene Anforderungen und Eigenschaften haben.

Photoperiodische Pflanzen

Photoperiodische Cannabissorten haben die besondere Eigenschaft, dass sie eine unbegrenzte Wachstumsphase durchlaufen können, solange sie einem Lichtzyklus von 18/6 bis 24/0 ausgesetzt sind. Dies bedeutet, dass solche Pflanzen eventuelle Anbaufehler besser verkraften und es dir ermöglichen, den optimalen Zeitpunkt für die Blütephase zu bestimmen, indem du den Lichtzyklus auf 12/12 änderst. Dadurch kannst du sicherstellen, dass die Pflanzen unter idealen Bedingungen die besten Erträge liefern. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, unbegrenzt Klone von optimierten Pflanzen zu entnehmen. Der größte Nachteil dieser Pflanzenart ist jedoch die längere Zeitspanne, die bis zur Ernte vergeht. Sobald die Pflanzen aber erntereif sind, liefern sie in der Regel höhere und potenziell stärkere Erträge als autoflowering Pflanzen.

Autoflowering Pflanzen

Autoflowering Cannabissorten unterscheiden sich von photoperiodischen Pflanzen dadurch, dass sie unabhängig von der Lichteinwirkung zu einem bestimmten Zeitpunkt automatisch in die Blütephase übergehen. Dies ist genetisch festgelegt und bedeutet, dass der Anbau weniger von der Lichtsteuerung abhängt. Für Anfänger ist dies oft einfacher, da weniger Anpassungen notwendig sind. Aufgrund der kurzen Vegetationszeit sind autoflowering Pflanzen jedoch weniger nachsichtig gegenüber Anbaufehlern. Diese Sorten sind besonders attraktiv für Anfänger, da sie innerhalb von nur zweieinhalb Monaten von der Keimung bis zur Ernte durchlaufen. Obwohl sie in der Regel einen geringeren Ertrag und eine mildere Potenz im Vergleich zu photoperiodischen Sorten liefern, sind diese Unterschiede dank moderner Züchtung oft weniger ausgeprägt.

Die 5 Phasen des Cannabisanbaus

Nun, da du die Unterschiede zwischen photoperiodischen und autoflowering Sorten verstehst, können wir uns den fünf Hauptphasen des Cannabisanbaus widmen.

Phase 1: Keimung — 1–7 Tage

Die Keimung ist der erste und entscheidende Schritt, in dem die Samen beginnen, ihre erste Wurzel zu entwickeln. Diese Phase dauert in der Regel zwischen 1 und 7 Tagen. Die Methode mit dem nassen Papiertuch ist weit verbreitet, birgt jedoch das Risiko, dass sich winzige Fasern an den empfindlichen Wurzeln festsetzen. Eine Alternative ist die direkte Aussaat in Erde, wobei hier auf die richtigen Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen geachtet werden muss.

Um eine saubere und ungestörte Keimung sicherzustellen, wird das Royal Queen Seeds Starter-Set empfohlen. Sobald die Keimlinge eine Höhe von 2–3 cm erreicht haben, können sie in einen geeigneten Aufzuchtbehälter umgepflanzt werden.

Phase 2: Keimlingsphase — 2 Wochen

Nach der Keimung treten die Pflanzen in die Keimlingsphase ein. In dieser Zeit benötigen sie täglich mindestens 18 Stunden Licht. Nach etwa zwei Wochen intensiver Pflege befinden sich die Pflanzen auf dem besten Weg zu einem gesunden Wachstum.

In dieser Phase beginnen die Pflanzen, das typische Aussehen einer Cannabispflanze anzunehmen. Zu Beginn zeigt jedes Blatt nur einen gezackten Finger, aber am Ende dieser Phase haben die Blätter die charakteristische Form mit 5–7 Fingern erreicht. Bevor die Pflanzen ihre ersten „echten“ Blätter entwickeln, gelten sie noch als Sämlinge. Ein weiteres Merkmal gesunder Keimlinge ist ein leuchtendes Grün. Um die Pflanzen in diesem Stadium gesund zu halten, sind leichtes Gießen und eine saubere Umgebung entscheidend, da Keimlinge besonders anfällig für Krankheiten und Schimmel sind. Der ideale Ort für Cannabiskeimlinge ist ein Propagator, der eine relative Luftfeuchtigkeit von 70 % und eine Temperatur von 20–25 °C bietet, und unter weißen CFL-Lampen oder LEDs beleuchtet wird.

Phase 3: Wachstumsphase – 2 Wochen bis theoretisch unbegrenzt

Die Wachstumsphase ist oft mit dem Umpflanzen in einen größeren Topf verbunden, sobald die Pflanze dem Anzuchtsubstrat entwachsen ist. Dabei steht die kontinuierliche Entwicklung der Wurzeln und ein kräftiges Verzweigen im Vordergrund. Die optimale Umgebung in dieser Phase umfasst eine relative Luftfeuchtigkeit von 50–75 % und eine Temperatur von 20–28 °C, vorzugsweise unter LED- oder Metallhalogenidbeleuchtung (MH).

Beim Anbau von autoflowering Pflanzen ist die Zeit für das vegetative Wachstum begrenzt, da diese Sorten nach nur 2–3 Wochen bereits in die Blütephase übergehen. Daher entscheiden sich viele Anbauer dafür, autoflowering Samen direkt in die endgültigen Behälter zu pflanzen. Ab der Keimung beginnt der Countdown bei autoflowering Sorten.

Photoperiodische Pflanzen hingegen können beliebig lange in der vegetativen Wachstumsphase verbleiben, solange sie täglich mehr als 18 Stunden Licht erhalten. Dies ermöglicht es den Anbauern, Mutterpflanzen über Jahre hinweg im Zuchtraum zu halten, und ist der Grund, warum der Anbau im Freien oft im Frühling beginnt. Ob im Zuchtraum oder im Freien, bei über 18 Stunden Licht pro Tag bieten sich ideale Bedingungen, um Stecklinge von den Pflanzen zu nehmen.

Diese Phase ist auch der Zeitpunkt, in dem photoperiodische Pflanzen im Zuchtraum mindestens ein paar Wochen vor der Blüte oder im Freien vor dem Sommer in ihre endgültigen Behälter verpflanzt werden.

Durch Beschneiden und verschiedene Trainingsmethoden wie Ausgeizen, FIM, LST und sogar ScrOG können photoperiodische Pflanzen in dieser Phase über Wochen oder Monate hinweg gehalten werden, um höhere Erträge zu erzielen. Beim Anbau von autoflowering Sorten ist die Zeit jedoch begrenzt.

Phase 4: Blüte — 6–12 Wochen

In der Blütephase liegt der Fokus auf der Entwicklung der Blüten. Die Luftfeuchtigkeit sollte auf 40-50 % gesenkt und die Temperatur auf 18–26 °C eingestellt werden.

In der frühen Blütephase zeigen die Cannabispflanzen ihre ersten Geschlechtsmerkmale. Weibliche Pflanzen entwickeln in den ersten zwei Wochen der Blüte "Härchen" , die ihre Weiblichkeit bestätigen.

Sollten sich an den Blüten oder am Stamm kleine Pollensäcke bilden, die Miniaturtrauben ähneln, handelt es sich um männliche Pflanzen. Wenn sowohl Härchen als auch Pollensäcke zu sehen sind, liegt vermutlich eine Zwitterpflanze vor, die sofort entfernt werden sollte.

Photoperiodische Pflanzen beginnen zu blühen, wenn sie einem bestimmten Licht-Dunkel-Zyklus ausgesetzt werden. Im Zuchtraum wird der Lichtzyklus auf 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit umgestellt, um die Blüte einzuleiten.

Im Freien ist Mutter Natur der Taktgeber, und Cannabispflanzen beginnen im Spätsommer oder Herbst zu blühen, wenn die Tage kürzer werden. Dieser Prozess verläuft schrittweise und langsamer als im Zuchtraum. In der nördlichen Hemisphäre ist der Oktober als "Croptober“ bekannt, die Zeit der Ernte.

Autoflowering Pflanzen halten sich jedoch nicht an diese Regel, da sie aufgrund ihrer Ruderalis-Gene etwa einen Monat nach der Keimung automatisch in die Blüte übergehen. Diese Sorten bevorzugen auch während der Blütephase einen Lichtzyklus mit über 18 Stunden Licht. Ein solcher Lichtzyklus fördert bei autoflowering Sorten höhere Erträge.

Die Blütephase dauert bei photoperiodischen Indicas und Hybriden in der Regel 7–10 Wochen, während sativadominierte Sorten 10–14 Wochen benötigen können. Autoflowering Sorten blühen dagegen nur 35–55 Tage und wechseln schnell in die Blütephase. Für unerfahrene Anbauer sind feminisierte autoflowering Sorten eine gute Wahl, da sie eine samenlose Ernte gewährleisten.

Um festzustellen, ob eine Cannabispflanze erntebereit ist, sollte man die mit Kristallen bedeckten Blüten genau betrachten. Mit einer Lupe kann man gut erkennen, ob die Kristalle milchig und bernsteinfarben (reif für die Ernte) sind oder ob sie noch überwiegend durchsichtig (noch nicht ausgereift) sind.

Sobald klar ist, dass die Pflanzen reif für die Ernte sind, ist es Zeit, die Scheren auszupacken und den Cannabisanbau abzuschließen. Nach etwa zwei Wochen Trocknen in Papiertüten oder durch Aufhängen der Blüten bei einer Luftfeuchtigkeit von etwa 50 % ist dein Cannabis bereit für den Konsum.

Phase 5: Ernte und Aushärtung — 1–2 Monate
Die Ernte

Für viele Anbauer ist die Ernte der Höhepunkt des Anbauprozesses. Es ist faszinierend, die Pflanzen über Monate hinweg wachsen zu sehen, aber die Ernte der Früchte dieser Arbeit ist der wahre Höhepunkt. Die Blütephase des Anbauzyklus dauert in der Regel zwischen 6 und 12 Wochen. Danach ist es an der Zeit, die Pflanzen von ihren Blüten zu befreien. Es ist jedoch wichtig, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, da eine zu frühe Ernte verhindern kann, dass die Blüten vollständig reifen. Ebenso solltest du nicht zu lange warten, um eine Überreife zu vermeiden.

Eine der besten Methoden, um den optimalen Erntezeitpunkt zu bestimmen, ist die genaue Betrachtung der Trichome mit einem Vergrößerungsgerät. Trichome sind kleine, pilzförmige Drüsen, die das Harz produzieren, in dem der größte Teil der Cannabinoide und Terpene enthalten ist.

Durch die Beobachtung der Trichome kannst du den Reifegrad der Pflanze am genauesten bestimmen. Zu Beginn der Blütephase sind die Trichome transparent, was bedeutet, dass sie noch unreif sind. Wenn etwa 60 % der Trichome milchig erscheinen, sind sie bereit für die Ernte. In diesem Stadium geerntete Pflanzen liefern in der Regel das intensivste High. Einige Anbauer bevorzugen es jedoch, bis zu 90 % der Trichome bernsteinfarben sind, was zu einem beruhigenderen Effekt führt.

Ein weiteres Zeichen der Reife ist die Verfärbung der Blütenstempel. Diese härchenartigen Strukturen, die aus den Kelchen wachsen, nehmen mit zunehmender Reife eine orange-braune Farbe an.

Neben den Blüten selbst kannst du auch den Reifegrad der Pflanzen anhand der Blattfarbe beurteilen. Wenn die Blätter gelb werden, signalisiert dies, dass die Pflanzen ihre maximale Reife erreicht haben und die Nährstoffe vollständig von den Blüten aufgenommen wurden. Es ist ratsam, einige Wochen vor der Ernte die angesammelten Nährsalze durch Spülen mit pH-neutralem Wasser auszuwaschen, um ein milderes Raucherlebnis zu gewährleisten.

Nun, da du weißt, wann die Erntezeit gekommen ist, können wir uns den Erntemethoden widmen.

Nasses Trimmen

Es gibt zwei gängige Methoden zum Trimmen von Cannabispflanzen: nasses und trockenes Trimmen. Beim nassen Trimmen werden die Blüten sofort nach der Ernte beschnitten, während die Pflanze noch einen hohen Wassergehalt hat. Diese Methode ist beliebter und einfacher, da weniger Platz für das Trocknen benötigt wird. Das Trimmen kann jedoch klebrig werden, da das Harz an den Händen und der Schere haften bleibt. Ein Vorteil dabei ist jedoch, dass du das Harz von der Schere abkratzen und so schnell eine kleine Menge "Scherenhasch“ sammeln kannst, das dir einen Vorgeschmack auf deine Ernte gibt.

Trockenes Trimmen

Beim trockenen Trimmen werden die Pflanzen erst nach dem Trocknen beschnitten, wenn nur noch wenig Wasser in den Blüten und Blättern vorhanden ist. Diese Methode ist weniger anstrengend für die Schere, kann aber mühsam sein und erfordert mehr Platz. Oft werden die Pflanzen in einem temperaturkontrollierten Raum aufgehängt, um sie auszutrocknen, bevor sie beschnitten werden.

Aushärtung der Blüten

Nach dem Ernten und Trimmen folgt die Aushärtung, ein entscheidender Schritt, um das restliche Wasser aus den Blüten zu entfernen, die Haltbarkeit zu verlängern und den Geschmack sowie die Qualität des Rauchs zu verbessern.

Wenn du die Methode des trockenen Trimmens gewählt hast, sind deine Blüten direkt nach dem Trimmen bereit zur Aushärtung. Beim nassen Trimmen müssen die Blüten zuvor vollständig trocknen.

Verteile die Blüten auf Pappe, Zeitungspapier oder einem Trockengitter, um sicherzustellen, dass sie ausreichend Frischluft erhalten. Halte die Temperatur bei etwa 21 °C und die relative Luftfeuchtigkeit bei 50 %, um einen langsamen und schonenden Trocknungsprozess zu gewährleisten, der den Geschmack maximiert.

Zur Aushärtung benötigst du luftdichte Gläser, die zu etwa zwei Dritteln gefüllt werden, um ausreichend Platz für Luftzirkulation zu lassen. In diesen Gläsern werden überschüssiger Zucker und Chlorophyll abgebaut, was zu einem milderen Raucherlebnis führt.

In den ersten zwei Wochen des Aushärtungsprozesses sollten die Gläser täglich ein- bis zweimal geöffnet werden, um die Blüten zu überprüfen und frische Luft hineinzulassen. Dies verhindert Schimmelbildung. Nach einigen Wochen wird diese Überprüfung seltener nötig, und die Gefahr von Schimmel nimmt ab. Einige Anbauer lassen ihre Blüten noch mehrere Wochen länger aushärten, um ein noch besseres Aroma und eine höhere Qualität zu erzielen.

Nach einigen Wochen der Aushärtung sind deine Blüten bereit für den Konsum. Weitere Informationen zum Trocknen und Aushärten von Cannabis findest du in unseren speziellen Blogs.

Zurück zum Blog